Pyramiden by Terry Pratchett

Pyramiden by Terry Pratchett

Autor:Terry Pratchett [Pratchett, Terry]
Die sprache: deu
Format: epub, azw3, mobi
Tags: Fantasy, Scheibenwelt, calvin-epub
ISBN: 345304505X
Herausgeber: Heyne
veröffentlicht: 1991-01-01T05:00:00+00:00


Unterdessen lag der größte Mathematiker auf der ganzen Scheibenwelt im Stall und gab sich in aller Seelenruhe seinen Blähungen hin. Schließlich legte er beim Wiederkäuen eine Pause ein und stellte fest, daß mit den Zahlen etwas Sonderbares passierte. Mit allen Zahlen.

Das Kamel schielte über seine breite Schnauze und sah Teppic an. Sein Gesichtsausdruck machte deutlich, daß es nicht viel davon hielt, geritten zu werden. Und der Name Teppic stand jetzt an erster Stelle auf der Liste aller antipathischen Reiter. Kamele begegnen der Menschheit mit einer sehr demokratischen Einstellung. Sie hassen alle ihre Repräsentanten, ohne Rücksicht auf Rang oder Glauben.

Dieses besondere Exemplar erweckte den Eindruck, als habe es auf einem Stück Seife gekaut.

Teppic sah kummervoll an den Palastställen entlang, einst Heim von hundert Kamelen. Er hätte eine ganze Welt für ein Pferd gegeben – und einen kleinen Kontinent für ein Pony. Doch die Ställe enthielten nur mehr einige alte Streitwagen (Überbleibsel einer ruhmreichen Vergangenheit), einen älteren Elefanten (dessen Präsenz als ungelöstes Rätsel galt) und dieses Kamel. Es schien sich um ein ausgesprochen träges Tier zu handeln. Die Knie wirkten irgendwie abgewetzt.

»Tja, die Auswahl ist eher beschränkt«, sagte Teppic. »Ich wage es nicht, den Fluß während der Nacht zu überqueren. Nun, ich könnte versuchen, dich über die Grenze zu bringen.«

»Sitzt der Sattel richtig?« fragte Ptraci. »Er sieht komisch aus.«

»Es ist ein ziemlich komisches Wesen«, erklärte Teppic. »Wie steigt man auf?«

»Ich habe die Kameltreiber bei ihrer Arbeit beobachtet«, erwiderte Ptraci. »Ich glaube, sie holen mit einem Stock aus und schlagen fest zu.«

Das Kamel kniete nieder und warf ihr einen selbstgefälligen Blick zu.

Teppic hob die Schultern, öffnete die Tür zum Rest der Welt – und blickte in die Gesichter von fünf Wächtern.

Er wich zurück. Die Männer kamen näher. Drei von ihnen hoben schwere Djel-Bögen, die Pfeile durch dickes Holz katapultieren und ein angreifendes Nilpferd in ein drei Tonnen schweres Steak verwandeln konnten. Die Palastwächter hatten noch nie auf einen Mitbürger geschossen, aber jetzt schienen sie doch mit dem Gedanken zu spielen, entsprechende Erfahrungen zu sammeln.

Der Anführer klopfte einem seiner Männer auf die Schulter. »Gib dem Hohenpriester Bescheid.«

Er starrte Teppic an.

»Leg alle Waffen ab!« forderte er.

»Was, alle?«

»Ja, genau.«

»Das könnte eine Weile dauern«, erwiderte Teppic vorsichtig.

»Und halt die Hände so, daß ich sie sehen kann«, fügte der Anführer hinzu.

»Dadurch ergibt sich ein echtes Problem«, sagte Teppic taktvoll. Er musterte die Soldaten nacheinander. Als ausgebildeter Assassine kannte er mehrere Arten des unbewaffneten Kampfes, aber jede Version erforderte Gegner, die nicht sofort einen Pfeil von der Sehne schnellen ließen, sobald man sich bewegte. Nun, vielleicht konnte er sich zur Seite werfen, irgendwo in Deckung gehen und…

Aber dann ließ er Ptraci im Stich. Außerdem: Welcher Pharao kämpfte denn gegen seine eigenen Wächter? Ein derartiges Verhalten widersprach allen Traditionen.

Hinter den Soldaten bewegte sich etwas, und Dios erschien mit der lautlosen Unvermeidlichkeit einer Mondfinsternis. Er hielt eine entzündete Fackel, und ihr Licht schuf seltsame Reflexe auf seinem kahlen Kopf.

»Ah«, sagte er. »Die Ketzer sind gefangen. Gut gemacht.« Er nickte dem Anführer der Wächter zu. »Werft sie den Krokodilen zum Fraß vor.«

»Dios?« fragte Teppic, als zwei Soldaten ihre Bögen senkten und sich ihm näherten.



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